Privileg hat selbst keine Rechner gebaut. Privileg ist eigentlich auch
keine Firma, sondern nur ein Markenname, unter dem Quelle elektrische
Geräte verschiedener Zulieferer verkaufte. Teilweise sind das Erzeugnisse,
die man auch unter mancherlei anderen Markennamen findet, teilweise
scheinen aber auch Modelle eigens für Quelle hergestellt worden zu sein,
und darunter befinden sich durchaus bemerkenswerte Schöpfungen. Der CX 800
und der CX 1200M aus dem Jahr 1973 sind wohl solche einzigartigen Rechner,
die es nur unter dem Namen Privileg gibt – jedenfalls nach derzeitigem
Wissensstand. Die unübersehbare Ähnlichkeit des CX 800 zum Sharp EL-804 und
des CX 1200M zum Sharp CS-2101 zeigen allerdings, daß diese Maschinen von
Sharp hergestellt wurden. Wie die Modellnamen schon andeuten, hat der CX
800 acht, der CX 1200M hingegen üppige zwölf Stellen und einen Speicher.
Beide Rechner haben das gleiche ungewöhnliche schwarze Gehäuse.
Besonders auffällig daran ist eine große halbrunde Mulde zwischen
Tastatur und Anzeige – geeignet etwa, um einen Stift oder Büroklammern
abzulegen. Erst die Seitenansicht zeigt die ganze Schönheit dieses
Aufbaus:
Während die Maße 22 ⋅ 17 ⋅ 7 cm (L⋅B⋅H) genau und das Gewicht von etwa
1040 g fast gleich sind, schluckt der CX 800 nur 3,8 Watt, der CX
1200M aber 4,5 Watt, was wohl vor allem durch die Anzeige (neun bzw. 13
Digitron-Röhren) bedingt ist.
Eine zusätzliche Röhre am rechten Rand zeigt das Minuszeichen. Überlauf
oder Division durch Null stellt der CX 800 durch "0.E" dar (das E in
der neunten Röhre), der CX 1200M durch
"0.0.0.0.0.0.0.0.0.0.0.0.". Außerdem hat der CX 1200M in der 13-ten
Röhre noch die Zeichen "I" (für belegten Speicher), "K" (durch die
K-Taste geschaltet) und einen nicht benutzten Doppelpfeil.
Die linke Tastaturhälfte für die Zahleneingabe ist bei beiden Rechnern
gleich. Beide rechnen ausschließlich mit Fließkomma mit Unterdrückung
führender Nullen. Der CX 800 hat einen Schiebeschalter, mit dem man
konstante Multiplikatoren und Divisoren einstellen kann. Der CX 1200M
hat rechts drei zusätzliche blaue Tasten, um den Speicher zu
bedienen. Bei ihm sind im Grundzustand Addenden und Subtrahenden
konstant. Mit der K-Taste kann man auf konstante Multiplikatoren und
Divisoren umschalten.
Die Tastaturen sind innerlich zweigeteilt. Die beiden Teile liegen auf
einem messerbänkchenähnlichen Gestell und lassen sich hochklappen. Man
kann die schwarzen Plastikrahmen abschrauben und sieht dann, daß die
Kontakte staubgeschützt unter grauen Gummimatten liegen:
Die Tastenkörper sind erstaunlich klotzig:
CX 800 und CX 1200M benutzen Rechnerbausteine unterschiedlicher
Hersteller, nämlich Hitachi und Rockwell. Dem CX 800 kann man beim
Arbeiten zusehen – die Ziffern flackern, während er rechnet. Beim CX
1200M wird die Anzeige beim Rechnen dunkel geschaltet.
CX 800
CX 1200M
Hauptplatine
PWB F 1122CC
PWB F 1118 UM-3
Rechnerbaustein
Hitachi HD3276P
Rockwell 15352PA
Anzeigetreiber
2 ⋅ Toshiba TM4356P
3 ⋅ Toshiba TM4358P
Siebensegment-Decoder
Hitachi HD3253P
-
Anzeigeröhren
9 ⋅ Futaba DG10Q1
12 ⋅ Futaba DG10F1 1 ⋅ Futaba SP10D7
Tastatureinheiten
QSW-K1034 QSW-K1103
QSW-K1043 QSW-K1076
Der CX 800 bei Serge Devidts.
Der CX 1200M bei Serge Devidts.
Der CX 800 von Fritz Gallwitz.
Der CX 1200M von Fritz Gallwitz.
Der CX 800 der Rechentechnischen Sammlung der Universität Greifswald.
Der CX 1200M der Rechentechnischen Sammlung der Universität Greifswald.
Der Sharp EL-803, ein Verwandter des CX 800.
Der Sharp EL-804 ist dem CX 800 noch ähnlicher.
Der Sharp EL-817S liegt mit acht Stellen und Speicher zwischen CX 800 und
CX 1200M.
Auf dieser Seite von John Wolff sieht man neben dem EL-803 und dem EL-804
auch einen CS-2101, der technisch dem CX 1200M entspricht.
Auch bei Fritz Gallwitz sind der CS-2101 und weitere verwandte
Sharp-Rechner zu finden.